Meine neu gewonnene Kompetenz bringe ich gerne in mein Team ein

Als Teenager absolvierte Michael Imfeld eine Lehre als Logistikassistent. Allerdings zog es ihn schon kurze Zeit später in den Bereich Soziales. Nach diversen Praktika stand für ihn fest, dass er mit 27 Jahren noch eine zweite Lehre als Fachmann Betreuung beginnt. Warum er das Berufsfeld gewechselt hat und was ihm die Lehre bringt, erzählt Michael Imfeld im Interview.

Michael Imfeld, Sie haben bereits einen Lehrabschluss im Bereich Logistik in der Tasche. Warum wollten Sie in die Soziale Branche wechseln und die Mühe des Jobwechsels auf sich nehmen?
Die Entscheidung für die Lehre in der Logistik traf ich mit 16 Jahren. Ich bereue dies nicht. Aber nach einigen Jahren auf dem Beruf suchte ich etwas Neues, das zu mir passt und bei dem ich auch persönlich dahinterstehen kann.

Wie ging es dann weiter?
Durch meine Interessen und mein persönliches Umfeld kam ich schnell auf den sozialen Bereich. Ich absolvierte erst mehrere Praktika in verwandten Gebieten, um mir meiner Sache auch wirklich sicher zu sein. Letzten Endes landete ich bei Züriwerk. Dabei handelt es sich um eine Stiftung, die sich für die soziale und wirtschaftliche Teilhabe von Menschen mit kognitiver Beeinträchtigung einsetzt.

Sie arbeiten schon länger bei Züriwerk. Warum wollten Sie, obwohl Sie den Branchenwechsel bereits geschafft hatten, eine Lehre absolvieren?
Über die Möglichkeit, als Erwachsener eine Lehre zu machen, informierte mich meine Familie sowie mein Berufsumfeld. Der definitive Entscheid für die Lehre kam jedoch aufgrund meiner Begeisterung für diesen Job. Ich arbeitete bereits 3 Jahre bei Züriwerk und wollte mich vertieft mit meinem Beruf auseinandersetzen. Der Abschluss sowie der zukünftig bessere Lohn waren natürlich auch Überlegungen, aber eher nebensächliche.

Wie sieht es denn während der Lehre finanziell für Sie aus?
Klar, ich verdiene weniger als vorher. Meine Arbeitgeberin ist jedoch interessiert daran, dass ich den Abschluss mache. Ausserdem bringe ich mehr Arbeitserfahrung mit, wie ein jugendlicher Lehrling. Darum kamen sie mir mit dem Lohn etwas entgegen. Dafür bin ich sehr dankbar.

Gab es weitere Herausforderungen?
Sicher. Aber nichts, dass ich nicht bewältigen konnte. Vor allem in der Anfangsphase hatte ich Mühe, mich wieder an die Schule zu gewöhnen. Erwähnen müsste ich vielleicht, dass die Schule bisher allgemein nicht so meins war.

Und hat sich das verändert?
Sobald ich merkte, dass die Ausbildung auf meinen Beruf ausgelegt ist, die Themen mich interessieren und ich eine super Klasse erwischt habe, musste ich nicht mehr in die Schule – ich wollte.  Ausserdem unterstütze mich meine Arbeitgeberin auf der ganzen Linie und auch mein Vater war mir eine grosse Unterstützung.

Gibt es weitere Dinge, die Ihnen an der Ausbildung gefallen?
Ich bin total überrascht von der Qualität der überbetrieblichen Kurse. Diese waren für mich persönlich sehr lehrreich. Während der Arbeit erkunden sich immer mehr Arbeitskollegen bei mir nach Tipps und Tricks, die ich aus den Kursen kenne. Das fühlt sich richtig gut an.

Hat sich Ihr beruflicher Alltag sonst noch verändert?
Ich treffe keine Bauchentscheide mehr, sondern kann Entscheidungen nun fachlich und theoretisch begründen. Davon profitieren die Klientinnen und Klienten. Weiter denke ich, dass jede Schulstunde, jeder überbetriebliche Kurs mir mehr Sicherheit im Berufsalltag gibt.

Bald haben Sie Ihr eidgenössisches Fähigkeitszeugnis als Fachmann Betreuung. Haben Sie schon weitere Ziele für danach?
Gerne würde ich meine Arbeit mit meinem Hobby, dem Sport, kombinieren. Daher kann ich mir eine Weiterbildung in diese Richtung gut vorstellen.  

Würden Sie Menschen ohne Berufsabschluss empfehlen, einen zu machen?
Ja, auf jeden Fall. Man bekommt eine solide und breit abgestützte Ausbildung. Aber man muss sich seiner Sache sicher sein, um die Lehre wirklich durchzuziehen. 

Michael Imfeld

Alter: 30
Angestrebter Abschluss:

Fachmann Betreuung EFZ

Voraussetzungen für einen Berufsabschluss im Erwachsenenalter

In der Schweiz gibt es rund 250 verschiedene berufliche Grundbildungen. Auch im Erwachsenenalter können Sie in jedem Beruf ein eidgenössisches Fähigkeitszeugnis (EFZ) oder ein eidgenössisches Berufsattest (EBA) erlangen.

Um einen Berufsabschluss zu erwerben, brauchen Sie folgende Voraussetzungen:

  • Gute Kenntnisse einer Landessprache
  • Gute Grundkompetenzen
  • Motivation und Durchhaltewillen


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