Start der Kampagne «Auf dem Berufsweg zum Ziel»

«SICHTBARERE UND ATTRAKTIVERE BERUFSBILDUNG DURCH MEHR AUSBILDUNGSPLÄTZE»

Paolo Colombo ist Leiter der Abteilung Berufsbildung im Departement für Bildung, Kultur und Sport des Kantons Tessin. Wir haben ihn gefragt, wie sich die Berufsbildung im Tessin entwickelt hat, welche Arbeitsmöglichkeiten es gibt und was man gegen immer noch bestehende Vorurteile unternimmt.

Im Kanton Tessin wird die berufliche Grundbildung immer beliebter: Die Zahl der Abschlüsse ist von 1’700 vor 15 Jahren auf heute annähernd 3’000 gestiegen. Wie erklären Sie sich diese Entwicklung?

Sie ist zweifellos das Ergebnis einer grossen Teamarbeit sowohl des Kantons als auch der Institutionen in der Arbeitswelt. Gemeinsam tragen wir beispielsweise dazu bei, die Berufsbildung und das Wissen darüber bei unseren Jugendlichen auf der Sekundarstufe I stärker zu fördern. Auch die Einführung der Berufsmaturität hat die Berufsbildung noch attraktiver gemacht. Sie bietet verschiedene Weiterbildungsmöglichkeiten und den Zugang zu den Fachhochschulen. In Zusammenarbeit mit den Schul- und Berufsberatungsstellen sensibilisieren wir Jugendliche und ihre Familien für die Möglichkeiten der Berufsbildung und fördern das Branchenwissen. Dies steigert das Interesse der Jugendlichen für die Berufsbildung.

Gibt es genügend Lehrstellen für Jugendliche, die eine berufliche Grundbildung absolvieren möchten?

Allgemein würde ich das bejahen. In einzelnen Branchen benötigen wir jedoch noch mehr Ausbildungsplätze, um den Wünschen und Fähigkeiten unserer Jugendlichen gerecht zu werden. Dies ist ein sehr wichtiges Ziel, das wir uns auf kantonaler Ebene gesetzt haben. Wir möchten die Sichtbarkeit und Attraktivität der Berufsbildung auch durch mehr Ausbildungsplätze erhöhen. Dies vor allem in den aufstrebenden Branchen und solchen, die auch in Zukunft gute Einstellungs-, Beschäftigungs- und Weiterbildungschancen bieten.

Was sind in Anbetracht des Fachkräftemangels im Tessin die Vorteile einer Berufslehre, die deutlicher hervorgehoben werden müssten?

Das Tessin hat eine sehr rege Wirtschaftstätigkeit: Die Zahl der Arbeitsplätze hat im Laufe der Jahre exponentiell zugenommen. Die Berufsbildung trägt massgeblich dazu bei, den Fachkräftebedarf der Wirtschaft zu decken. Die Arbeitswelt benötigt Männer und Frauen, die ihr Leben in die Hand nehmen und einen Beitrag zur wirtschaftlichen, kulturellen und sozialen Entwicklung unseres Kantons leisten.

Wie sind die Chancen auf dem Arbeitsmarkt für diejenigen, die einen derartigen Abschluss erwerben?

Die Chancen sind gut. Wir stellen fest, dass ein beträchtlicher Anteil der Lernenden im Ausbildungsbetrieb bleibt. Andere bleiben in der Branche. Andere wiederum absolvieren sofort oder im Laufe der Jahre eine Weiterbildung beispielweise eine höhere Fachprüfung mit eidgenössischem Diplom. Insgesamt sind Jugendliche, die eine Berufsbildung absolviert haben, in der Arbeitswelt sehr gefragt. In der Industrie, im Handwerk, im Gesundheits- und Sozialwesen, im Handel und im Dienstleistungsbereich sind Unternehmen auf die Fähigkeiten und Kenntnisse gut ausgebildeter Berufsleute angewiesen.  

Die Berufsbildung hat noch immer mit verschiedenen Vorurteilen zu kämpfen; insbesondere seitens der Familien, die dem Weg über eine gymnasiale Ausbildung grössere Karrierechancen beimessen. Wie können diese Vorurteile abgebaut werden, und was kann man tun, damit die Eltern ihre Kinder bei der Berufswahl unterstützen?

Die Arbeitswelt bietet zahlreiche Chancen und Karrieremöglichkeiten, um im Leben und im Beruf erfolgreich zu sein. Es geht also darum, unseren Jugendlichen die Möglichkeit zu geben, in die Arbeitswelt einzusteigen, einen Beruf zu erlernen und sich weiterzuentwickeln. Hier ist es zum Beispiel wichtig, dass Jugendliche eine Schnupperlehre absolvieren, sich an Berufsmessen über die vielfältigen Möglichkeiten der Berufsbildung informieren oder eine Berufsberatung in Anspruch nehmen. Wichtig sind auch Sensibilisierungs- und Informationsmassnahmen, sowohl für Jugendliche als auch für ihre Eltern. Diese tragen dazu bei, das Bewusstsein für die grossen Chancen, die die Berufsbildung bietet zu schärfen.

Was möchten Sie den Eltern sagen, die ihre Kinder auf diesem Weg begleiten?

Den Eltern sage ich: «Habt Vertrauen in eure Jungen und Mädchen, glaubt an ihr Potenzial, denn sie haben wirklich jede Menge davon, und gebt ihnen eine Zukunftsperspektive!» Die Arbeitswelt und die Gesellschaft sind auf das Können junger Berufsleute angewiesen. Wichtig ist auch, dass Eltern ihren Kindern ermöglichen, den eigenen Weg zu gehen. Nur so können die jungen Leute ihr Wissen, ihre Stärken und ihr Potenzial richtig zur Geltung bringen.

Und was würden Sie den Jugendlichen empfehlen, um diesen Weg erfolgreich zu meistern?

Den Jugendlichen sage ich immer: «Seid neugierig, seid aufmerksam, seid kritisch! Schaut immer nach vorne. Schaut zuversichtlich auf eine unvorhersehbare Welt, die jedoch unzählige Chancen bietet!»