Ein Berufsbildungshintergrund ist in Bewerbungsprozessen oft von Vorteil

Zwei neu erschienene Studien geben aufschlussreiche Informationen zur Berufsbildung. Die eine Studie untersucht Bildungswünsche, die Eltern für ihre Kinder haben und zeigt auf, dass Eltern mit Migrationshintergrund die Berufsbildung als wenig erfolgsversprechend ansehen. Die zweite Studie zeigt hingegen auf, dass Personen, die über einen Berufsbildungsabschluss verfügen, im Rekrutierungsprozess gute Chancen auf ein Bewerbungsgespräch haben.

Im Berufswahlprozess spielt die Rolle der Eltern eine grosse Rolle. So haben viele von ihnen eine ungefähre Vorstellung davon, welchen Bildungsweg ihre Kinder einmal einschlagen sollen – sogenannte Bildungsaspirationen. Allerdings ist der Bildungserfolg nicht zuletzt auch von den Ressourcen der Familie abhängig. Eine kürzlich veröffentlichte Studie des Forschungsprojekts Parental Investment in Children’s Education (PICE) untersuchte die Bildungsaspirationen von finanziell eher schlecht gestellten Eltern, deren Kinder einen erfolgreichen Bildungsweg gegangen sind.

Gute Ausbildung wird hoch gewichtet

Die Forschenden stellten fest, dass Familien mit Migrationshintergrund häufiger akademische Ausbildungswege anstreben würden, da die Berufsbildung als weniger erfolgsversprechend angesehen wird. «Für diese Familien stellt eine gute Ausbildung das Fundament für späteren beruflichen Erfolg dar», schreiben die Forschenden in der Studie. Das Vertrauen in das Schweizer Berufsbildungssystem sei oftmals gering – insbesondere, wenn die Eltern selbst nicht in der Schweiz aufgewachsen sind und das System dementsprechend schlecht kennen.

Starkes Vertrauen in Durchlässigkeit

Schweizer Eltern würden sich für ihre Kinder hingegen vermehrt Berufsbildungsabschlüsse wünschen. Denn die Berufslehre stellt für sie eine solide Grundlage dar, auf der schrittweise aufgebaut werden kann. «Es scheint, als hätten Schweizer Familien eher als solche mit Migrationshintergrund ein Vertrauen in die Durchlässigkeit des Berufsbildungssystems», so die Forschenden. Unabhängig der Herkunft der Eltern zeigt sich aber, dass die Eltern ihre Kinder trotz mangelnder Ressourcen intensiv und auf vielfältige Wiese unterstützen, was zum Erfolg der Kinder auf ihrem Bildungsweg beiträgt.

Studie mit 2384 Teilnehmenden

Zu einem ähnlichen Thema veröffentlichte die ETH Zürich unlängst eine Studie. Diese zeigt auf, wie hoch die Wahrscheinlichkeit für Personen mit akademischem Abschluss und für Personen mit Berufsbildungsabschluss ist, zu einem Bewerbungsgespräch eingeladen zu werden. Anhand von vier fiktiven Stellenausschreibungen bewerteten 2384 Personen, die beruflich mit der Rekrutierung von Angestellten zu tun haben, mit welcher Wahrscheinlichkeit sie die – ebenfalls fiktiven – Bewerberinnen und Bewerber zum Gespräch einladen würden. Bei zwei dieser fiktiven Stellen handelt es sich um Einstiegsstellen («Assistenz Sachbearbeitung» und «Mitarbeit IT»), die anderen beiden sind höhere Positionen («Verkaufsleitung» und «Projektleitung IT»).

Berufsbildung bei drei Stellen bevorzugt

Die Ergebnisse der Studie zeigen ein klares Bild: Bei drei der vier Stellen («Assistenz Sachbearbeitung», «Mitarbeit IT» und «Verkaufsleitung») ist die Wahrscheinlichkeit durchschnittlich leicht höher, dass Personen mit einem Berufsbildungsabschluss zum Bewerbungsgespräch eingeladen werden. Lediglich bei der Stelle «Projektleitung IT» wird ein akademischer Abschluss im Schnitt knapp höher gewertet. Zudem zeigt sich, dass Teilnehmende, die selber einen Berufsbildungsabschluss haben, die Berufsbildung tendenziell höher werten als Teilnehmende mit einem akademischen Hintergrund.

Zu den Studien:

«Bildungswünschen der Eltern»

«Bewertung der Bildungswege im Rekrutierungsprozess»